Russell Brand zur Revolution

„Den Luxus der Tradition haben wir nicht mehr. Aber bevor wir die Welt ändern, müssen wir die Art zu denken ändern.“

Revolution

Russell Brand fragt: „Ist eine utopische Revolution überhaupt möglich?“ Foto: Reuters/Cathal McNaughton

 

[Hinweis: Prägende Stellen dieses Artikels sind farblich hervorgehoben.]


Als ich gebeten wurde, für eine Ausgabe der „New Statesman“ als Redakteur zu agieren, sagte ich ja, weil eine schöne Frau mich fragte. Ich wählte das Thema Revolution, denn die „New Statesman“ ist eine politische Zeitschrift und die Vorstellung, das gegenwärtige politische System zu stürzen, der einzige Weg ist, mich für Politik zu begeistern.
Wenn Leute über die Politik innerhalb des bestehenden Rahmens von Westminster sprechen, fühle ich einen dumpfen Schlag in meinem Magen und meine Augen werden unfreiwillig glasig. Als wenn ich in einem Gespräch bin und das Thema bewegt sich weg von mir zu einem anderen hin. Ich versuche beteiligt zu bleiben, aber hinter meinen Augen drifte ich unmittelbar in Nostalgie ab: „Wie glücklich war ich vorher in dieser Unterhaltung“, denke ich sofort.

Ich habe nie gewählt. Wie die meisten Menschen bin ich von der Politik maßlos enttäuscht. Wie die meisten Menschen betrachte ich Politiker als Schwindler und Lügner und das gegenwärtige politische System als nichts anderes als ein bürokratisches Mittel, um die Erweiterung und Vorteile von Wirtschaftseliten zu fördern. Billy Connolly sagte: „Wählt nicht, es ermutigt sie“, und „Der Wunsch, ein Politiker zu sein, sollte es einem lebenslang verwehren, jemals einer zu werden“.

Ich wähle nicht, weil es für mich einem stillschweigenden Akt des Gehorsams ähnelt; ich weiß, ich weiß, meine Großeltern kämpften in zwei Weltkriegen (und um eine Fußball-Weltmeisterschaft), damit ich das Wahlrecht haben würde. Nun, sie wurden hereingelegt. Was mich betrifft, gibt es nichts, wofür es zu wählen lohnt. Ich finde, dass es eine viel durchschlagendere politische Tat ist, auf das gegenwärtige Paradigma völlig zu verzichten, als auf die gar trivialste und symbolhafteste Art durch das gehorsame Ankreuzen eines kleinen Kästchens daran teilzunehmen.

Die allumfassende Revolution des Bewusstseins und unseres kompletten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Systems ist das, was mich interessiert, aber das steht nicht auf dem Stimmzettel. Ist utopische Revolution möglich? Der freidenkende Sozialarchitekt Buckminster Fuller sagte, die Menschheit stehe jetzt vor einer Wahl: Vergessenheit oder Utopie. Wir schlendern träge in Richtung Vergessenheit, ist Utopie wirklich eine Option?

Ich hörte kürzlich die Rede Oliver Cromwells zum Rumpfparlament von 1653 (online, ich bin kein Zeitreisender), in der er das gesamte Unterhaus als „Huren, tugendlose Pferde und geldgrabschende Schwanzlutscher“ beschimpft. Ich fügte das letzte hinzu, aber ehrlich, das ist die Stimmung. Ich war nahe dran den alten Oliver für seine „aus seiner Sicht ausgedrückte, Eier aus der Hose“ Rhetorik zu bewundern, bis ich bei Wikipedia über ihn las und erfuhr, dass er, außer diesem hervorragenden 8-Meile-artigen Zerlegen von korrupten Politikern, ein richtiges Arschloch war; Aushungern und Ermorden der Iren und allgemein (und überraschend für einen Roundhead) ein absoluter kantiger Langweiler. Tatsache ist, wenn Sie seine Rede heute im Parlament halten würden, Sie würden es schwer haben jemanden zu finden, der sich berechtigterweise beleidigt fühlen könnte.

Ich will hier nicht mit „Nenn mich Dave, ich plauderte mit meinem Klempner, Mann des gemeinen Volkes“-Zeug rüberkommen, aber tatsächlich bin ich ein Rauschgiftsüchtiger auf Entzug, was wiederum heißt, dass ich mit vielen anderen Rauschgiftsüchtigen – von denen einige sauber, andere Users sind – rumhängen muss, um nicht verrückt zu werden. Hören Sie zu, regelmäßiger New Staatsmann-Leser, in Ihrer Verärgerung darüber, dass die Kultur der Berühmtheit gerade den Arsch einer weiteren heiligen Kuh versohlt hat, und dass ein mit einer Halloween-Haarpracht ausgestatteter, Sachsgate-ausübender, weinerlich-jämmerlicher, mit Glitzer-lackierter, unzüchtiger Volltrottel unverdient auf einen weiteren kulturellen Sockel gehievt wurde, aber – junge Leute, arme Leute, nicht-reiche Leute, die meisten Leute scheissen auf die Politik.

Sie sehen keinen Unterschied zwischen Cameron, Clegg, Boris, den beiden Milibands oder sonst irgendjemandem. Sie halten diese Namen für ebenso veraltet wie Lord Palmerston oder Denis Healey. Der Volksaufruhr in 2011 in London, der von Boris und Cameron (nachdem sie endlich aus dem Urlaub zurückkehrten) als nihilistisch und materialistisch verurteilt wurden, war per Definition politisch. Diese jungen Leute sind ihr ganzes Leben lang das Ziel von Werbung gewesen, ohne die finanziellen Mittel zu haben, am Karneval teilzunehmen. Nachdem einige drakonische Strafmaßen ausgesprochen wurden, Maßnahmen, die jene Wirtschaftsverbrecher vermieden, die vor einigen Jahren unsere Wirtschaft mit ihrer Habgier zum Kentern brachten, und nicht ein Hoodie wurde umarmt, erst dann kehrte die Gehorsamkeit wieder zurück. Teilnahmslosigkeit regierte.

Es macht wenig Sinn, diese Teilnahmslosigkeit zu beklagen. Teilnahmslosigkeit ist eine vernünftige Reaktion zu einem System, das die große Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr vertritt, hört oder anspricht. Ein System, das in der Tat apathisch reagiert zu den Bedürfnissen gerade derjenigen, wozu es zu dienen konzipiert wurde. In meinen Augen ist eine starke und triumphierende linksgerichtete Bewegung, mit Ausnahme der polternden Occupy-Bewegung, ein schwaches, idealistisches Flüstern von Sepia-Rebellen. Die Entstehung des staatlichen Gesundheitswesens, bezahlter Urlaub, Krankengeld, das Wochenende – die Errungenschaften friedlicher Handlung durch die Gewerkschaften wurden nicht während der Lebzeiten der richtungslosen Randalierer Londons erreicht. Das große Vermächtnis der Linken ist ihnen unbekannt, während es um sie herum demontiert wird.

Von den zwei möglichen Reaktionen zur mechanisierten Teilnahmslosigkeit und Wirkungslosigkeit ihrer angeblichen Diener, nicht Führer – Teilnahmslosigkeit oder Wut – ist Teilnahmslosigkeit leichter zugänglich und sicherlich von denjenigen, die regieren, vorzuziehen.
Zum Vorschein kommt rechtschaffene Wut selten nur in den ärgerlichsten Umständen, dem Volksaufruhr oder dem Eindringen von Milly Dowler, wo ein grundlegendes Tabu überschritten wurde, dann reichen wir unter das stagnierende Alltägliche bis zur allgegenwärtigen Wahrheit hin, die darin steckt. In diesem Fall „Achtung den Toten gegenüber“, das Motiv worauf Antigone von Sophocles aufbaute.

Zusammen mit der absoluten, vollumfassende Korruption unserer politischen Agenturen durch die Großindustrie, ist diese Teilnahmslosigkeit das größte Hindernis zur Veränderung. Wir können den ersten Zustand nicht verändern, ohne den Letzteren zu entfernen. Kann das erreicht werden? Offensichtlich ist das eine rhetorische Frage und ohne das überraschende Ende preisgeben zu wollen, die Antwort lautet „ja“.

Erstens sollte ich jedoch meine Berechtigung, so hochtrabend über ein solches Thema daher zu reden, qualifizieren und auf diese Weise ein anderes der innewohnenden Probleme der Revolution entwirren. Heuchelei. Wie kann ich es wagen, mich von meiner Samtchaiselongue in meinem Zuhause in Hollywood wie Kubla Khan, meine Glieder von meinem Harem daher schleppend, über das System zu schimpfen? Ein System, das mich auf eine Luftmatratze aus Oberschenkeln in einem mit Honig gefüllten Ozean postuliert und meinen Essex-Arsch mit übermäßigem Lob und Geld wie Entenleberpastete geschmiert hat.

Eines Tages befand ich mich während der frühen Schritte dieser tausend Meilen lange Reise zu dekadentem Schlafwandeln in einem Volksaufruhr in London verwickelt. Es war um die Zeit der Konfusion des Millenniums, und wir waren alle aufgeregt über drei breit aufgestellte Nullen und vom Himmel herabstürzenden Flugzeugen, und die nationale Stimmung war unheimlich.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich einigen Protesten beigewohnt, und ich liebte sie. Bei einer Demonstration von Hafenarbeitern in Liverpool, das Gesang, das Strotzen, die herausgerissenen Pflastersteine und galoppierenden Bono-Brille tragenden Polizeipferden, da kippte ein Schalter in mir um. Ich fühlte mich verbunden, auf einem persönlichen Niveau war ich durch die Verwirrung – einen notwendigen Bestandteil des Übergangs – aufgeregt; ich mag ein wenig Verwirrung, egal wie sie geliefert wird. Die Zerrüttung der Normalität als ein vitaler Schritt in jeder Revolution. Sogar ästhetisch, abgesehen von der Ideologie, strahle ich auf das Schauspiel der Störung herunter, auch wenn ziemlich trivial. Wie als Junge ein Vogel im Haus, der auf unser Konzept der Häuslichkeit sowie auf unser Sofa seine Notdurft verrichtet, ein Signal der Unbeständigkeit und illusorischer Natur unseres eintönigen Komforts. Der fragliche Volksaufruhr geschah, als ich bei MTV arbeitete und zum ersten Mal in meinem Leben Geld hatte, was mir nur unwesentlich mehr bedeutete als königliche, an Rauschgifthändler zu liefernde Briefe.

Meine Beteiligung am Volksaufruhr kam ohne Einladung oder Absicht, ich war tatsächlich im Sinne eines Oxymoron (mit der Betonung auf Moron oder Idioten) beim Shoppen mit einem Stilisten im Londons West End und zwar auf Kosten von MTV, dem vielleicht offensichtlichsten Lieferanten auf diesem Planeten von Gehirnabschaum und pop-kulturellem Geschwätz – wie ein glitzerndes rosa Pony, das durch Ihren Geist trabt und dabei Glitzern scheißt.
Ich war gedopt und obszön high auf Methamphetamin und aufgedonnert in der Dummkopf-Livree des Fernsehens der späten neunziger Jahre, ein cracksüchtiger Harlekin mit Hoxton-Haar, als ich Wind davon bekam, dass „Reclaim the Streets“ einen Marsch organisiert hatte. Nachdem ich das erfahren hatte, schwatzte ich jemandem meine mit Verbraucherleckerbissen vollgestopften Tragtaschen ohne ein Flackern eines Selbstbewusstseins auf und machte mich auf den Weg zum Gedränge. Kurz vor dem Einkesseln und der Langeweile, während Dinge wie Bongos, Luftblasen und Pfeifen noch summten, fühlte ich mich verletzt, als ein Mitprotestierender mir fromm sagte: „Was machen Sie denn hier? Ich habe Sie gesehen, Sie arbeiten für MTV.“ Es war mir ziemlich peinlich, dass meine Beteiligung auf eine Art und Weise infrage gestellt wurde, die allzu üblich bei den Linken ist. Es wurde mal gesagt: „Die Rechten suchen Bekehrte, und die Linken suchen Verräter.“
Diese moralische Überlegenheit, eine eigenartige Eigenschaft der Linken, ist ein großes Hindernis für die Eigendynamik. Es ist auch eine richtige Schinderei, wenn Sie versuchen, einen Volksaufruhr zu genießen.

Vielleicht ist das der Grund, warum es zurzeit keine richtig populäre Linksbewegung gibt, um UKIP, den EDL und die Tea Party zu entgegnen; für eine Ideologie, die durch Inklusivität definiert wird, ist Sozialismus in der Praxis ziemlich exklusiv geworden. Außerdem ein bisschen zu ernst, zu tief in seinem eigenen Fundament und nicht spaßig genug. Dasselbe könnte über die wachsenden New Age spirituelle Bewegung gesagt werden, die eine natürliche Begleitung zum sozialen Fortschritt sein könnte. Ich bin selbst so etwas wie ein umweltschützender, Hindu-tätowierter, vegetarischer Meditierender, aber in erster Linie will ich ein Scheißlachen haben. Als Ali G, der sich Protestierenden angeschlossen hatte, die versuchten den Kahlschlag in einem Wald zugunsten einer Straße zu verhindern, über die Barrikade schrie, „Ihr könnt unsere Bäume nehmen, aber unsere Freiheit werden Sie uns nie nehmen“, da identifizierte ich mich mehr mit dem amoralischen Gauner Baron Cohen als mit dem strengen Aktivisten, der ihn aggressiv ermahnte: „Das ist eine ernste Sache, Sie Fotze“.

Eigentlich ein bisschen zu verdammt ernst. Wie John Cleese sagte, gibt es eine Tendenz, Ernst mit Feierlichkeit zu verwechseln. Ernste Anliegen können und müssen mit guter Laune angegangen werden, ansonsten sind sie langweilig und können nicht mit der Premier League und Grand Theft Auto konkurrieren. Sozialen Bewegungen braucht es nicht an Trara zu fehlen. Die Rechten haben alle Vorteile in der Hand, genauso wie der Teufel alle der besten Melodien hat. Konservatismus appelliert an unsere Selbstsüchtigkeit und Angst, Verlangen und Eigennutz; der innewohnende und brütende Individualismus wird von ihm ordentlich genährt und dann geerntet.
Ich glaube, dass – aus neurologischer Sicht – der durch einen ängstlichen oder egoistischen Impuls eingeschlagene Pfad zweckdienlicher viel bereister ist, als der Weg des altruistischen Stichs. Um die einfache Terminologie eines Schaltsystems anzuwenden, vermute ich, dass es einfacher ist, diese egoistischen Neigungen zu verbinden.

Diese natürliche, neurologische Tendenz ist überstimuliert und inkulturiert worden. Materialismus und Individualismus in Mäßigung machen Sinn. Wenn Sie nackt und am Verhungern sind und jemand Ihnen Suppe und eine Decke gibt, das wird Sie glücklicher machen. Das bedeutet nicht, dass, wenn Sie 10.000 seidene Decken und einen goldenen Kessel Suppe weißes Nashornsperma hätten, Ihr Glück weiterhin proportional zunehmen wird, bis Sie das Sofa zusammensacken, in Seide gewickelt, Perlglanzschaum gurgelnd sind.

Biomechanisch gesehen sind wir Individuen, ist ja klar. Auf der offensichtlichsten Frequenz unserer bekannten sensorischen Wirklichkeit sind wir unabhängige anatomische Einheiten. So müssen wir auf uns selbst aufpassen. Aber wenn unser individuelles Überleben sichergestellt ist, dann gibt es wenig Befriedigung darin, wenn wir uns als Individuen inthronisieren und verehren.

Diese Probleme, die eine globale Zerstörung zu verursachen drohen, sind das Ergebnis legitimer menschliche, schief gelaufener Instinkte, ausgenutzt durch einer von toten Wüste-Mythen abgeleiteten toten Ideologie. Angst und Verlangen sind die Zwillingsmotoren des menschlichen Überlebens, aber wenn die meisten unserer grundlegenden Bedürfnisse befriedigt sind, dann sind diese Instinkte damit beschäftigt, uns in einem veralteten Bruchstück unseres Bewusstseins einzusperren. Unsere materialistische Verbraucherkultur stimuliert unbarmherzig unser Verlangen. Unsere Medien verpflichten unaufhörlich unsere Angst, unsere Regierung trianguliert und verwaltet und stellt dabei sicher, dass es keine Hindernisse zu den Tagesordnungen dieser Biester mit langsamen Oberschenkeln gibt, unterwegs nach Bethlehem latschend.

Für mich muss die Lösung primär spirituell und sekundär politisch sein. Das ist auch ein schwieriges Terrain, wenn die natürlichen Stammesführer der Linken verlassenen Atheisten sind, wenn Marxismus eine eingewurzelte Gottlosigkeit ist. Wenn die schwerfälligen monotheistischen Glauben uns Jahrtausende des Kummers für ein Handvoll Gebete und einige funkelnden Rituale beschert haben.
Mit spirituell meine ich die Anerkennung, dass unsere Verbindung zu einander und dem Planeten priorisiert werden muss. Buckminster Fuller beschreibt kurz und bündig, was unsere kollektiven Ziele sein sollten: „die Welt funktionell zu machen für 100 Prozent der Menschheit in der kurzmöglichsten Zeit durch die spontane Zusammenarbeit ohne ökologisches Vergehen oder zum Nachteil von irgendjemandem“. Dieses Sprichwort ist die wirkliche Essenz von „leichter gesagt als getan“, weil es das Abbauen unserer kompletten sozioökonomischen Maschinerie einbezieht. Bis zum Nachmittagstee.

Kann das erreicht werden, wenn wir noch Sklaven alten Ideologien sind, seien sie theologischer oder wirtschaftlicher Natur? Die Absurdität unseres lokalisierten Bewusstseins und globaler Ignoranz schlug hart auf mich ein, als ich nach Kenia im Auftrag von Comic Relief reiste.

Wie die meisten der oberflächlich anständigen Dinge, die ich in meinem Leben tue, bestand meine Motivation darin, Frauen mehr zu beeindrucken als den Leidenden zu helfen. „Ein paar Tage in Afrika“, dachte ich mir, „und ein Leben lang von Bildern von mir mit dünnen Babys zu profitieren – die Kuh, die man melken will, muss man erst füttern“, versicherte ich meinen besorgten inneren Frauenjäger.

Nach einem Besuch im Armenviertel von Kibera, wo eine aus Schlamm gebaute und durch Angst regierte Stadt in den Vorstädten Nairobis eitert, war ich ausreichend geschult durch Live Aid und Michael Buerk, um einen emotionalen Abstand aufrechtzuerhalten. Es war nur als unser Team eine nahe gelegene Müllhalde besuchte, dass die beruhigende Ausgelassenheit von optischen Klischees durch die Sintflut einer vorher unvorstellbaren Wirklichkeit weggespült wurde. Diese Müllhalde war nicht wie irgendeiner Abstellplatz nähe der M25, wo man vielleicht einen Kühl-/Gefrierkombi oder eine eingeschlagene Matratze abladen würde. Das war eine aus Abfall bestehende Nation ohne ein Ende in Sicht. Hausmüll, industrielle sowie medizinische Abfälle bildeten ihre eigene perverse Geographie. Stinkende Flüsse strömten entlang Ufern aus verfaultem Abfall, Berge, Täler, Bergspitzen und Mulden, alles aus weggeschmissenem Unrat geformt. Eine Ökologie gestützt auf unsere Teilnahmslosigkeit und Ignoranz in der „Wiege der Zivilisation“, dort wo unsere Spezies angeblich entstanden ist. Hier mitten in der Pest erblickte ich Armageddon. Hier ist das Ende der Welt keine Vorhersage, sondern eine Bedingung. Eine verrückte Polystyrol wiederkauende Herde. Säue, die ihre Ferkel im Schmutzwasser fütterten. Düstere Schatten spalteten die Sonne, als Marabu-Störche, fünf Fuß in der Spanne mit ausgefransten labialen Hälsen, herabstürzten. Mein Kumpel Nik sagte, dass er seine Vision der Hölle revidieren musste, um einzuschließen, was er gesehen hatte.

Kibera in Kenya

Kibera in Kenya. Foto: Getty

Hier und dort durchkämmten Kinder diese unaufhörliche Verleumdung und suchten Flaschenkappen, die etwas Wert hatten, dort wo alles wertlos ist.

Eine Weile lang, als ich zu meinem sanitisierten Haus und meiner sanitisierten Gemütsverfassung zurückkehrte, spielte ich noch einen Moment schuldig mit Flaschenkappen, bevor ich sie entsorgte; provisorisch waren sie wie Kruzifixe für diese Kinder, geopfert, so dass ich privilegiert leben kann. Ein paar Wochen später war ich in Paris bei einer Modeschau von Givenchy zugegen, wo in exquisiteste Kleidungsstücke gehüllte, unterernährte und wohlerzogene Kleiderpferde vorbei galoppierten. Das Schauspiel war tadellos, rauchgefüllte Luftblasen platzten auf der Startbahn. Hier in dieser glänzenden Weltgewandtheit zu sein war himmlisch. Hier ist Verhungern ein Werkzeug, um das vollkommene rechtwinklige Becken zu formen.

Nun, ich verbeuge mich vor Keinem in meiner Anerkennung der weiblichen Schönheit und schicker Klamotten, aber ich konnte den Gespenst dieser Kinder nicht aus meinem Kopf verdrängen, in diesem Moment fühlte ich die Integration; dass der Preis dieser Dekadenz ihre Degradierung war. Dass dieses keine verrenkten Ideen sind, sondern dass die zwei Extreme absolut voneinander abhängig sind. Der Preis des Privilegiums ist Armut. David Cameron sagte in seiner Konferenzrede, Gewinn „sei kein schmutziges Wort“. Gewinn ist das gotteslästerlichste Wort, das wir haben. In unserem Streben danach haben wir vergessen, dass, obwohl individuelle Interessen erfüllt werden, wir als Ganzes vernichtet werden. Die Wirklichkeit, wenn sie nicht durch die korrumpierende Linse des elitären Denkens fragmentiert wird, ist diese: Wir sind alle auf einem Planeten.

Solches Leiden neben solchem Überfluß zu haben, es ähnelt der Verwundung über eine unvergleichbare Schönheit, deren Gesicht der leuchtende Inbegriff der himmlischen Symmetrie ist, und dem gleichzeitigen Ignorieren – ein halber Meter tiefer unten – ihres Abdomens; krebsbefallen, weinend und mit Furunkeln übersät. „Schauen Sie weiter auf das Gesicht, legen Sie eine Handtasche über die Tumore. Nehmen Sie Haltung. Auf geht’s, Vogue“.

Ein Leiden in diesem Umfang betrifft uns alle. Wir sind Gefangene der Bequemlichkeit mangels Bedeutung geworden. Ein Volk ohne ein vereinendes Mythos. Joseph Campbell, der vergleichende Mythologe, sagt, dass unsere globalen Probleme alle auf den Mangel an relevanten Mythen basieren. Dass wir versuchen, soziale Kohäsion mittels überflüssiger Ideologien zu stützen, die für eine vor Jahrtausenden in Wüsten lebende Bevölkerung ausgedacht waren. Was tut es zur Sache, wenn vor 2.000 Jahren Christus auf dem Kreuz starb und wieder aufstand, wenn wir die Wahrheit nicht ständig wieder aufleben lassen, immer wieder von neuem, vom Moment zum Moment? Wie ist seine Erhabenheit relevant, wenn wir unser Bewusstsein vom verstorbenen, festgefahrenen Geist unserer veralteten Ideologien nicht wiederbeleben und uns nach unseren Bedingungen ausrichten?

Das Modell des vorchristlichen Menschen hat seine affenartigen Ziele erfüllt. Wir haben überlebt, wir haben Landwirtschaft und Städte geschaffen. Jetzt muss diese Version des Menschen geopfert werden, so dass wir uns außer der Reichweite des Menschenaffen entwickeln können. Diese Geschichten enthalten große Hinweise zu unserem Überleben, wenn wir uns von Literalismus und Aberglauben befreien. Was sind Ideologien wenn nicht ein Leitfaden für das Leben? Überall im Heidentum findet man Geschichten, die unsere Spezies mit unserer Umgebung zum Vorteil von beiden integrieren. Die Funktion und Vorteile dieser Glaubens-Matrizen sind mit gutem Grund verloren gegangen. Sie waren sozialistisch, egalitär und integriert. Würden wir wie die Kelten die Flüsse verehren, dann würden wir diese heiligen Kenntnisse priorisieren und jeden Versuch von egal wem bescheiden, der sich bemühte, die Flüsse zu kontaminieren. Würden wir wie die nordischen Völker glauben, dass die Seelen unserer Vorfahren in den Bäumen lebten, würde diese Verbindung ein Anathema aus der massenhaften Abholzung machen. Würden wir wie die Eingeborenen Amerikas an die Anwesenheit Gottes im Erdreich glauben, was wäre dann unsere intuitive Reaktion zur Durchführung von Fracking?

Es ist also weniger verwunderlich, dass diese Mythen – diese Codes für unseren Schutz und Überleben – abgebrochen und durch nihilistische, mit paillettenbestickten nichtssagenden Helden bevölkerte Erzählungen über Individualismus ersetzt worden sind. Jetzt machen wir Krawall und brüllen während des heißen Sommers oder wegen Fußballergebnissen, oder wenn unsere Toten durch die abscheulichen Veröffentlichungen entweiht werden, die diese zerfressende, korrumpierende und betrügerische Erzählung übermitteln.

Ich missbillige die unternehmerische Kolonialpolitik, aber nicht intuitiv. Die Geschichte wird nicht auf eine Art und Weise präsentiert, die mich wachrüttelt. Apple scheint ein umgänglicher Verein zu sein; ich mag mein iPhone. Gelegentlich höre ich Geschichten über Steuerhinterziehung oder chinesische Arbeiter in einer iPhone-Fabrik, die wegen den erbärmlichen Arbeitsbedingungen Selbstmord begehen, aber es belastet mich nicht wirklich, es scheint so abstrakt. Nicht auf dieselbe erzürnende, instinktive und unmittelbare Weise, wie ich angepisst werde, wenn ich ein neues Handy kaufe, und sie haben die Scheißladegeräte geändert, dann will ich mein altes, vollkommen gutes Ladegerät holen und die Führungskräfte mit dem Kabel lynchen. Sie machen ihr eigenes Produkt, das sie mir bereits verkauft haben, absichtlich veraltet, um noch einige Pfund aus unsere Hosentasche zu spülen.

Aber Gewinn ist kein schmutziges Wort. Ich hasse große Banken und Bankwesen und Bankiers, aber wenn sie uns abzocken und uns mit ableiteten Finanzprodukten und Zwangsvollstreckungen und Bündeln reinlegen, dann drehe ich die Augen. Wenn ich aber sehe, dass ich eine Gebühr von £ 3,50 für die Benutzung eines Geldautomaten zahlen muss, dann will ich ihre Scheißfenster einschlagen. Das ist der egoistische Impuls, den die Rechte kompetent verpflichtet, aber eigentlich zu den Linken gehören sollte. Wir müssen verstehen, dass alle diese Dinge miteinander verbunden werden. Wir sind einer Ideologie erlegen, die zu 100 Prozent korrupt ist und gestürzt werden muss. Die Wartung dieses Systems hängt von unserem Glauben ab, dass „es gibt nichts, was wir tun können“; naja, während der Unruhren schien die Regierung ziemlich durchgerüttelt zu sein. Sie verliessen ihre toskanische Selbstgefälligkeit schnell genug, und das war nur wegen einigen angepissten Jugendlichen.

Und diese Jugendliche waren auch nicht apathisch. Sie fühlten sich impotent, weil ihnen kein Status, Struktur oder Raum gegeben wurde. Vielleicht in einem System, wo legitimer und friedlicher Protest gehört wird, welcher eine passende Option für sie gewesen sein könnte, aber „Stop the War“-Demonstrationen beenden keine Kriege, an der Spitze der Pyramide wird Diebstahl mit großen Prämien belohnt. Sie mögen irregeleitet gewesen sein, aber sie hatten auf jeden Fall Schwung. Wie schön es wäre, wenn ihre Leidenschaft angewendet und an die Quelle ihrer Beschwerden gerichtet werden könnte.

Das System ist sehr geschickt darin, unsere Aggression gegeneinander zu lenken. Wir verurteilen die Aufrührer. Die English Defence League verurteilt Einwanderer. Meine neue Regel dafür, wenn ich mal Lust habe, selbst ein wenig zu verurteilen, ist: „Haben die Menschen, die ich verurteile, überhaupt Macht?“ Die Kapazität der Einwanderer, soziale Negativität zu verursachen, ist ziemlich gering. Besonders wenn du im Luxus in Hollywood lebst, und die einzigen Einwanderer, die du begegnest, Gabby – meine mexikanische Zweitmutter – und Polo – der sich um den Garten kümmert – sind. Es erscheint wahrscheinlich schwerwiegender, wenn Sie in einer Sozialwohnung in Tower Hamlets wohnen. Dennoch bleibt es eine Tatsache, dass ein Einwanderer lediglich jemand ist, der früher woanders lebte. Der freie Verkehr des globalen Kapitals wird die freie Bewegung erschwinglicher Arbeitskräfte notwendig machen, um die Anforderungen zu befriedigen, die das frei bewegende Kapital geschaffen hat. Der Zorn richtet sich gegen das Symptom, und nicht gegen das Problem.

Wir Briten scheinen etwas in Verlegenheit zu geraten, wenn es um Revolution geht, als ob die Leidenschaft ungehobelt wäre oder etwas Tee während des Aufstandes auf unsere Manschetten verschüttet werden könnte. Dass Revolution etwas Französisches oder – noch schlimmer – Amerikanisches an sich hätte. Nun, die Alternative ist das Aussterben, also könnte jetzt eine gute Zeit zum Umdenken sein. Die Teilnahmslosigkeit ist tatsächlich ein Übertragungsproblem; wenn uns die richtige Information auf eine ansprechende Weise gegeben wird, werden wir uns rühren.

Russell Brand

Russell Brand

 

Die Heuchelei – ich, angestellt bei MTV mit meinen schicken Schuhen – ist ein Problem, das schrittweise gelöst werden kann. Ich habe nichts dagegen, etwas von meinem Kitsch und Mumpitz für ein aufrichtig faires System aufzugeben, also können wir eins schaffen? Wir müssen jeden einschließen, erkennen, dass unsere Ähnlichkeiten wichtiger sind als unsere Differenzen, und dass wir ein unmittelbares ökologisches Gebot haben. Das ist kein Job, den ich in die heißen, feuchtkalten, habgierigen Handflächen von Cameron und Osborne legen würde. Einmal schüttelte ich rein zufällig die Hand von George Osborne; es war, als ob ich meine Hand in eine gedehnte Kuh reinstecken würde.

Wir verlangen eine Veränderung, die außerhalb der schmalen, verordnenden Parametern der gegenwärtigen Debatte, außerhalb der Festung unseres gegenwärtigen Systems ist. Ein System gestützt auf Aspekte unserer Natur, die systemisch gefährlich sind: Habgier, Ichbezogenheit und Angst. Diese sind alte, tote Ideen. Deshalb werden ihre Geschäfte an archaischen Schauplätzen durchgeführt. Veraltete, elegante eindrucksvolle Gebäude, die mit Eiche und Leder ausgekleidet sind. Den Luxus der Tradition haben wir nicht mehr.

Cameron, Osborne, Boris, die ganze Bande, sie gingen alle auf dieselben Schulen und dieselben Universitäten, die den selben Dekor wie die alten Gebäude haben, von wo aus sie uns jetzt regieren. Es ist ja nicht so, dass sie boshaft sind; es ist nur, dass sie irrelevant sind. Reliquien eines alten Begriffs, wie Old Spice: es ist in Ordnung, dass es existiert, aber keiner sollte es wirklich verwenden.

Geführt werden wir immer noch von geschwätzigen Schimpansen in messerscharfen Anzügen mit messerscharfen Linien, aufgemotzt und gekräuselt von Meinungsmachern und Redenschreibern. Gepflegte Menschenaffen-Männer, oberflächlich verändert durch post-Clinton-Tendenzen.

Wir sind Säugetiere auf einem Planeten, die jetzt einem Kampf um das Überleben gegenüberstehen, wenn unsere Spezies die Auslöschung ihrer Selbst vermeiden soll. Wir können nicht von Leuten geführt werden, die sich nie durchgekämpft haben, die ein staubiges eichebraunes Echo eines Systems sind, das von Whigs und alten holländischen Rassisten ausgedacht wurde.

Wir müssen jetzt in der Wirklichkeit leben, innerlich und äußerlich. Das Bewusstsein selbst muss sich ändern. Mein Optimismus beruht komplett auf dem Wissen, dass diese soziale Gesamtverschiebung in Wirklichkeit die geteilte Verantwortung von sechs Milliarden Individuen ist, die schließlich dieselben Interessen haben. Selbsterhaltung und das Überleben des Planeten. Das ist eine bessere Idee als der Unterhalt einer Elite. Der indische Lehrer Yogananda sagte: „Es ist egal, ob eine Höhle seit 10.000 Jahren oder einer halben Stunde im Dunkeln gewesen ist; sobald Sie einen Streichholz anzünden, wird sie ausgeleuchtet“. Wie ein aufgrund eines kaum wahrnehmbaren Navigationsfehlers weit weg vom Kurs geratener Öltanker, von vornherein müssen wir nur unseren inneren Längengrad ändern.

Kapitalismus ist nicht echt; es ist eine Idee. Amerika ist nicht echt; es ist eine Idee, die jemand vor einer Ewigkeit hatte. Großbritannien, Christentum, der Islam, Karate oder der Mittwoch sind alle nur Ideen, woran wir zu glauben vermögen; tatsächlich sind es auch sehr nette Ideen, vorausgesetzt sie erfüllen einen Zweck. Diesen Konzepten kann allerdings nicht zum Nachteil der tatsächlichen Wirklichkeit gedient werden.

In Wirklichkeit haben wir ein im, so weit wir wissen, unendlichen All suspendiertes, kugelförmiges Ökosystem, worauf es Milliarden von kohlenstoff-basierten Lebensformen gibt, von denen wir uns anmaßen, die Wichtigsten zu sein, zusammen mit einer beschränkten Menge an Ressourcen.

Die einzigen Systeme, die wir uns leisten können, einzusetzen, sind diejenigen, die rational dem Planeten zuerst, dann der ganzen Menschheit dienen. Nicht wegen irgendeinem wolligen, baumumarmenden Bockmist, sondern weil wir darauf leben, und zurzeit ohne Alternativen. Deshalb glaube ich, dass wir eine vereinende und inklusive spirituelle Ideologie brauchen: Atheismus und Materialismus atomisieren uns, verankern uns an nur eine Frequenz des Bewusstseins und hemmen die notwendige Zusammenarbeit.

In 2013 (noch ein frei erfundenes imaginäres Konzept) können wir es uns nicht leisten, wie riesige verkotzte Babys über urige altmodische Begriffe wie Nation, Kapitalismus und Konsumorientierung zu kichern, sabbern und rülpsen, einfach weil es für den winzigen, gierigen und kurzsichtigen Splitter der Bevölkerung günstig ist, dem diese altmodischen Ideen dienen. Ich werde nie wählen, weil, wie Billy sagte, „es sie antreibt“. Vor kurzem hatte ich ein Engagement mit Billy Connolly und Eddie Izzard, und wir drei teilten uns einen Ankleideraum. Eddie glaubt an die Demokratie und sprach aufrichtig über seine politischen Bestrebungen. „Eines Tages wäre ich gern Politiker…“ sagte er. Ich sprach von meinem Glauben, dass Änderung nur von innen kommen kann. „Ich wäre gern ein spiritueller Redner…“ sagte ich prachtvoll.

Billy starrte uns beide mit freundlicher Missbilligung an. „Ich wäre gern ein Quälgeist“, sagte er. „Ich will ein Unruhestifter dort oben in der Galerie im Parlament sein und BLÖDSINN und BEWEISEN SIE ES schreien“. Wer bin ich, mit Dem Großen Gauner Connolly zu diskutieren? Ich werde nie wählen, und ich denke auch nicht, dass Sie es tun sollten.

Um einen echten Unterschied zu machen, müssen wir anders werden; die winzige longitudinale Verlagerung vollziehen. Meditieren, unsere Liebe wahllos und unsere Verurteilung exklusiv auf diejenigen mit der Macht richten. Rebellieren auf beliebiger Weise mit der Spontaneität der Londoner Aufrührer, mit der Gewissheit und Bereitwilligkeit zu sterben von religiösen Fundamentalisten oder mit dem blitzenden Unfug des Gauners. Wir sollten jeden einschließen, dabei niemanden beurteilen, ohne irgendjemandem Schaden zuzufügen. Die landwirtschaftliche Revolution dauerte Tausende von Jahren, die Industrielle Revolution Hunderte von Jahren, die Technologische Revolution Jahrzehnte, die Spirituelle Revolution ist gekommen, und wir haben nur einen Augenblick, um zu handeln.

Jetzt gibt es eine Gelegenheit für die Linken, zu ihren vitalen, männlichen und kräftigen Ursprüngen zurückzukehren. Eine Bewegung für das Volk, durch das Volk, im Dienst des Landes. Die historische Verbindung des Sozialismus mit spirituellen Grundsätzen ist stark. Teilen ist ein spiritueller Grundsatz, unseren Grund und Boden zu respektieren ist ein spiritueller Grundsatz. Der 1. Mai, „May Day“, ist ein heidnischer Urlaub, an dem wir unsere wesentliche Beziehung mit unserem Grund und Boden würdigen. Ich wette, dass die Tolpuddle Märtyrer, die für eine gerechte Bezahlung für landwirtschaftliche Arbeiter marschierten, deren Vermächtnis unser Recht ist, eine soziale Solidarität zu haben, ein wahrhaftiger Haufen Heinies gewesen wären, wenn Sie sie gekannt hätten. Als „Schergen, Rowdys, Hooligans“ hätte die Daily Mail sie beschrieben. Unsere jungen Leute müssen wissen, es gibt eine Kultur, eine starke breite Vereinigung, der sie angehören können, die stark, kräftig und lebendig ist. In dieser Zeit wo George und Dave stibitzen und unser Land und Geld für ihre Oligarch-Kumpels ausplündern, in dieser Zeit wo die Torys die EU anklagen, um sie davon abzuhalten, die Prämien ihrer Bankier-Freunde zu stutzen, dass es etwas gibt, was sie tun können. Geht zusammen auf die Straßen wohl wissend, dass das Gefühl, nicht gehört oder gesehen oder vertreten werden, keine Psychose ist; es ist Regierungspolitik.

Aber wir sind alles andere als apathisch, wir sind vom Impotenz weit entfernt. Ich fasse großen Mut von der ächzenden Anstrengung, die erforderlich ist, uns zu unterdrücken, von den Einrichtungen, die penibel beibehalten werden müssen, um diese doppelzüngige Ordnung aufrechtzuerhalten. Propaganda, Polizei, Medien, Lügen. Jetzt ist die Zeit, um das große Vermächtnis der Linken in Harmonie mit seinen impliziten geistigen Grundsätzen fortzusetzen. Zeit möge nur ein menschliches Konzept und deshalb schließlich unwirklich sein, aber was unwiderlegbar wahrhaft ist: Die Zeit ist für uns gekommen, aufzuwachen.

Die Revolution des Bewusstseins ist eine Entscheidung, Entscheidungen dauern einen Moment. Meiner Meinung nach hat die Revolution bereits begonnen.

Autor: Russell Brand. Veröffentlicht am 24. Oktober 2013 in der ‚New Statesman‚.

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